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7. Reisetag Basar – 16.08.2017

Nach nur einer Nacht verlassen wir Emstrur schon wieder. Das bedeutet entsprechend auch wieder die Zelte abbauen. Da diese noch feucht sind, lassen wir sie aber bis nach dem Frühstück stehen. Wir haben schönsten Sonnenschein von einem strahlend blauen Himmel. Allerdings waren es um 7:00 Uhr auch nur recht frische 4 °C, auch wenn heute Morgen kaum Wind geht. Dieses Phänomen ist fast schon ein Kreuz im Kalender wert. So kann ich meine, extra gegen den Wind angezogene Regenjacke, praktisch sofort wieder ausziehen. Gestern Abend war‘s doch recht frisch und wir hatten einen durchaus lebhaften Wind. So hatte ich noch im Zelt beschlossen, es heute gleich mit einer Regenjacke zu versuchen. Nun gut umso besser, wenn sie nicht gebraucht wird.

Nachdem die Zelte abgebaut sind, ist es irgendwie noch ein bisschen „rummelig“. So dauert es bis ca. 9:30 Uhr, bis wir wirklich loskommen. Inzwischen habe ich auch schon meine Vliesjacke gegen eine Softshell Jacke getauscht. Schon nach einer knappen Dreiviertelstunde ziehe ich aber auch diese wieder aus. Beim Gehen ist es heute doch recht warm. Und da ich ohnehin schon angehalten habe, zippe ich auch noch gleich meine Hosenbeine ab. So bin ich nur noch in T-Shirt und kurzer Hose unterwegs. Es ist Sommer in Island, Sonnencreme ist da natürlich Pflicht. Die Sonne ist in Island relativ intensiv, und so sollte man auch an gefühlt nicht so wirklich warmen Tagen, für einen ausreichenden Sonnenschutz sorgen. Der meist frische Wind täuscht schnell über die Sonnenintensität weg. Die wesentliche Komponente bei den heute auch gefühlt warmen Temperaturen ist neben dem Sonnenschein der fehlende Wind. Dabei ist er eigentlich ein sehr zuverlässiger Begleiter überall in Island. Dazu muss man sicherlich wissen, dass es in Island nahezu keinen Wald gibt. Das war aber nicht immer so. Zu Beginn der Landnahme um 870 war die Insel noch zu ca. 20 % mit Wald bedeckt. Noch ältere Überlieferung berichten übrigens davon, dass die Insel nahezu vollständig bewaldet war. So finden sich auch Zeugnisse von menschlichen Besiedlung aus dem siebten Jahrhundert. Diese wurden im Verlauf aber wieder aufgegeben. Die ersten Siedler, die schließlich blieben, waren vor allem Norweger aber auch einige andere Skandinavier und Kelten. Zur Gewinnung von Weideflächen oder auch einfach nur als Brennholz rodeten sie innerhalb relativ kurzer Zeit fast alle Waldflächen. Neue Sprösslinge wurden von den Weidetieren sofort wieder abgefressen. Dazu kommt, dass die Vegetationszeit in Island nur relativ kurz ist, was die Bäume entsprechend langsam wachsen lässt. Ein alter isländischer Witz zu dem Thema lautet daher: Was macht ein Isländer, wenn er sich im Wald verirrt hat? Antwort: Aufstehen. Bauholz wurde später übrigens vor allem aus Norwegen importiert. Wegen des fehlenden Waldes, wird der Wind in Island entsprechend nahezu überhaupt nicht gebrochen. Die riesigen Gletscherflächen im Innenland tun dann ein Übriges. Wegen der Temperaturunterschiede entstehen Winde, kommen aber auch vom umgehenden Ozean, und diese sind wegen der Gletscher entsprechend kalt. In den letzten Jahrzehnten bemüht man sich in Island aber sehr stark um eine Aufforstung, die auch erste Erfolge zeigen.

Aber zurück zu unserem Tag. Nach wenigen Kilometern erreichen wir die wohl schwierigste Stelle am heutigen Tage. An einer Schlucht des Markarfljot geht es ein Stück die relativ steile Böschung hinunter. Das letzte Stück an einem Tau, das mit einer Kette gesichert ist. Von dort sind es nur noch wenige Schritte über eine Brücke, um auf der gegenüberliegenden Seite einen schmalen aber technisch nicht schwierigen Pfad wieder hoch zu steigen. Die nächsten Stunden verlaufen dann relativ unspektakulär, und halten auch nur einen etwas längeren Anstieg bereit. Die Landschaft ist und bleibt weiter sehr beeindruckend. Nach der Mittagsrast geht es talwärts um gegen ca. 14:30 Uhr auf einen der zahlreichen Gletscherflüsse zu stoßen. Dieser ist wieder zu durchwarten. Da das Wasser direkt vom Gletscher kommt, ist es auch entsprechend frisch. Es reicht mir nur knapp an die Knie, hat aber eine relativ starke Strömung. Auch hier gilt es wie bei allen Flussquerungen wieder Ausschau zu halten, wo andere den Fluss furten. Nach der Überquerung ändert sich die Landschaft dramatisch. Wir stehen im Wald, zugegeben in der isländischen Version eines Waldes. Bereits kurz vor dem Fluss hat es einzelne Bäume gegeben, aber hier ist es Wald. Dabei handelt es sich vor allem um Birken und Weiden. Einige der Bäume sind bereits über 25 Jahre alt, aber kaum mehr als 3 bis 4 Meter hoch. So sind die meisten der Bäume hier eigentlich in unseren Maßstäben eher Büsche. Und doch ist man in Island recht stolz auf diesen Wald. Ein gutes Stück unseres weiteren Weges heute verläuft über eine der Landstraßen in Island. Wenngleich diese lediglich von Jeeps mit Vierradantrieb befahrbar ist. Von dieser „Straße“ geht es schließlich links ab in Richtung Basar (gesprochen Bausar). Es gehört wie einige weitere Camps zum Gebiet Pörsmörk (gesprochen Thörsmörk). Der Name dürfte wohl von der alten nordischen Gottheit Thor abgeleitet worden sein. Auch wenn man sich schon im Jahre 1000 offiziell zum Christentum bekannte. Als wir schließlich das erste Camp erreichen, wähnen wir uns bereits am Ziel. Wir uns unser Guide erklärte, hatten wir uns aber zu früh gefreut. Wir müssen noch über einen weiteren Fluss, die Krossar. Sie gilt als ein bisschen tückisch, da sie immer wieder ihr Flussbett ändert. Das gilt vor allem für den hiesigen oberen Teil. Eine Durchquerung zu Fuß ist unmöglich. So hat man hier zwei mobile Fußgängerbrücken. Sie sind fahrbar, und werden mit einem Traktor immer an die Stellen gebracht, an denen das Wasser gerade fließt. Der Fluss hat auch einen sehr zweifelhaften Ruf unter den Jeep-Fahrern. Wegen der immer wieder wechselnden Strömungsbetten müssen auch immer wieder neue Furten gefunden werden. Es kommt auch immer wieder zu Zwischenfällen, bei denen Fahrzeuge weggespült werden bzw. stecken bleiben. Für uns auf unserer Fußgängerbrücke ist der Fluss aber kein Problem. Es läuft sich lediglich nicht so wirklich schön in dem Geröll. Die Krossar transportiert riesige Mengen davon, im Frühjahr sind auch tonnenschwere Steine in ihr unterwegs. Da nicht nur die Krossar sehr viel Material in Richtung Süden also an die Küste transportiert, entsteht dort neues Land. So wächst Island nicht nur durch seine Vulkane, sondern auch durch den Auswurf der Flüsse. Genau die großen Felsen haben es aber auch lange Zeit verhindert, dass die große Ringstraße um Island herum hier über eine Brücke auf einer Straße verlaufen kann. Er war einer der letzten Abschnitte, die geteert worden sind.

Wir erreichen unser Camp heute gegen 16:15 Uhr, nach einer Wegstrecke von knapp 20 km. Damit haben wir die 55 km auf dem Laugavegur von Landmannalaugar nach Pörsmörk geschafft. Unser heutiger Campingplatz in Basar liegt buchstäblich im isländischen Wald. So sind unsere Zelte hier ein bisschen für sich alleine auf einer Lichtung. Hier hat unser Reiseveranstalter ständig einige Zelte stehen, da er hier häufiger mit Gruppen herkommt. Das erspart uns natürlich den Aufbau der eigenen Zelte. Wobei das „ständig“ hier ein bisschen relativ ist. In diesem Jahr sind bereits ein Küchenzelt und mehrere Personenzelte „abhanden“ gekommen, oder man könnte auch sagen vom Winde verweht worden. Dabei ist dieser Zeltplatz durch die Bäume so gut geschützt, wie noch keiner auf unserer bisherigen Reise. Von unserem Zeltplatz hat man direkten Blick auf den Myrdalsjökull bzw. dem Krossarjökull, eine der Gletscherzungen des Myrdalsjökull, die hier alle ihre eigenen Namen tragen. Da im Laufe des Tages der Wind dann doch noch ein bisschen aufgefrischt hat, bin ich aber längst wieder in langer Hose und Jacke unterwegs. Trotzdem hatten wir heute wieder deutlich mehr Glück mit dem Wetter, als in den Tagen zuvor.