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12.04.2009      5. Reisetag - Wadi Araba

Nach unserer gestrigen Wanderung, die statt der eigentlich geplanten fünf Stunden nach mehr als sechs abgebrochen werden musste, sollten es heute eigentlich nur etwa drei Stunden werden. Aber es scheint in der arabischen Welt eine andere Zeiteinteilung zu geben, Nachdem es am Vortag so kleinere „Durchhalteparolen“ gab, die Restlaufzeit verringerte sich mit zunehmender Dauer deutlich unterproportional zur verstrichenen Zeit, dabei hatte ich eher das Gefühl, wir wären schneller geworden. Nun gut, jedenfalls war unser erster Anlaufpunkt, die schon vor etwa 5000 Jahren betriebenen Kupfermienen der Gegend. Schon damals hatte man festgestellt, das man aus diesen „grünen Steinen“ Dinge formen konnte, wenn man diese dem Feuer aussetzte.

Anschließend sollte es über einen Wadi zu einer mehr oder weniger nahe gelegenen Ortschaft gehen. Unser lokaler Guide, übrigens ein Beduine, hatte sich auch hier knapp in der Zeit verkalkuliert. Die Wanderung erstreckte sich wieder über etwa fünf Stunden. Aber das mag ja auch wieder dem Umrechnungsproblem von unserer Zeit in die arabischen Stunden geschuldet sein. Das Problem dabei ist eigentlich weniger die Länge als die Bedingungen. Der Untergrund war das für die Wadis typische Geröll, was das Vorwärtskommen eben nicht gerade erleichtert. Das andere Problem ist die Wärme. Ein Mitreisender hatte eine Temperatur von 38°C ermittelt. Und weil sich dieser Wadi eben im freien Gelände befand, gab es eben keinerlei Schatten. Bei der körperlichen Anstrengung bedeutet das für einen noch nicht angepassten Mitteeuropäer: Es ist eine interessante Aufgabe schneller zu trinken, als die Flüssigkeit wieder auszuschwitzen. Wie man sich wohl vorstellen kann, ist man dann froh das Ziel erreicht zu haben und sich endlich mit der Wasserflasche in den Schatten setzen zu können.

Es folgte eine Fahrt mit dem Allrad-Jeep in die Dünen-Landschaft. OK, bei unserem Fahrzeug musste man um den Allrad-Antrieb zuzuschalten aussteigen. Der Fahrer lief dazu zu beiden Seiten an die Vorderachse, stellte dort offensichtlich etwas ein, und fuhr anschließen einige Meter rückwärts und dann ging es los. Auf unserem Weg fuhren wir beim Einstieg in die Sand-Wüstenlandschaft auch an zwei Wasserlöchern vorbei. Hier wurde mit Dieselpumpen Wasser aus der Tiefe gepumpt. Den hier lebenden Beduinen ist es erlaubt im gewissen Umfang selbst Wasser zu fördern, was ein großes Privileg ist. Denn Jordanien gehört zu den zehn trockensten Ländern der Erde. Man baut damit hier auch einige landwirtschaftliche Produkte an. Dabei werden Folienbahnen unter einer dünnen Schicht Erde ausgelegt. In letzterer wird dann gesät. Die Folie soll dann dafür sorgen, das das kostbare Wasser nicht sofort wieder ungenutzt im Boden versickert, sondern anteilig ein möglichst großer Anteil den Pflanzen zu gute kommen. Auch wenn die Pflanzen etwas kümmerlich aussehen, ergibt sich doch ein merkwürdiges Bild, wenn man solche Quadrate / Rechtecke vermeintlich grüner Flächen in der sonst eintönigen ocker bis braunen Wüstenlandschaft sieht. Ansonsten ist die Wüste hier gänzlich unbewachsen, wenn man mal von ein paar Zwiebelgewächsen absieht, die sogar für die Ziegen ungenießbar sind. Aber wäre es nicht so, hätten auch die sicherlich keine Chance. Dazu muss man wissen, das hier eben keine klassische Weidewirtschaft vorhanden ist. Die Ziegen suchen sich ihr Futter meist mehr oder weniger selbst. Nur fressen Ziegen dann zuweilen eben alles auf inklusive der Wurzeln der Pflanzen.

Mit den Jeeps hatten wir inzwischen dann auch die eigentlichen Sanddünen erreicht. Wobei die Sanddünen eben hier nicht zwangsläufig Düne an Düne liegen, sondern es gibt dazwischen zuweilen relativ ebene Stein- bzw. Geröllflächen. Aber die Fahrer – übrigens alles Beduinen – waren jetzt so richtig in ihrem Element. Hier sahen wir auch die ersten wilden Tiere, jedenfalls wenn man von ein paar Fliegen absieht, die eher uns als wir sie gefunden hatten: Kamele. Wobei die Kamele genauer gesagt eigentlich Dromedare waren. Und wirklich wild sind sie auch nicht, sondern eher wieder ausgewildert. Nach dem wir uns noch einmal verfahren hatten, fanden wir unser nächstes Zeltcamp, oder im Prinzip war es das alte an einem anderen Ort.

Vielleicht noch ein paar Sätze zu den Beduinen bzw. „unseren“ Beduinen. Es waren neun Männer, die eigentlich nicht wirklich alle nötig gewesen wären – aber gut. Für sie braucht es eigentlich nur drei Dinge: Ihre Zigaretten, das Handy und einen Pickup mit ordentlich Diesel-Power. Ein Fahrzeug mit unter 2,5 L Hubraum ist für sie eigentlich gar kein Auto. Sie selbst sagen von sich, das es zwischen ihnen und den Indianern in Nordamerika viele Gemeinsamkeiten gibt, wenn man mal von der Religion absieht. Aber einige auffällige gibt es schon. So dürfen die hiesigen Beduinen bis zu vier Frauen haben, es hängt da schlicht von den finanziellen Möglichkeiten ab, eine entsprechend große Familie auch versorgen zu können. Einer unserer Begleiter berichtete, sein Vater, immerhin 75 Jahre alt, würde jetzt noch eine dritte Frau suchen, die aber nicht älter als 20 Jahre sein sollte. Wobei es nach jordanischem Recht inzwischen auch per Ehevertrag möglich ist, das sich eine Frau zusichern lässt, das es keine weiteren Frauen mehr geben wird. Weiter berichtete „unser“ Beduine, ihren Frauen sei es nicht gestattet alleine Einkaufen zu gehen. Normalerweise wäre es so, das die Frau eine Liste der benötigten Dinge anfertigt, und diese dann vom Mann besorgt werden. Müsste eine Frau Kleidung für sich haben, ging man zusammen direkt dorthin und dann auch wieder direkt zurück. Alleine darf die Frau das Haus im Prinzip nur für Besuche der Verwandtschaft verlassen. Unter unseren Fahrern gibt es sogar einen richten Scheich. Wobei ein Scheich entweder durch besondere Verdienste vom König ernannt wird, oder aber der Chef eines Clans ist. Diese Clans können dabei bis zu 8000 Personen umfassen, wird er größer, so wird er geteilt. Eine kleine Nebenbemerkung dazu, Jordanien hatte in den letzten Jahren ein Bevölkerungswachstum von 3% im Jahr, es wächst also extrem schnell und hat auch entsprechend viele junge Leute. Ein anderer der Beduinen hatte eigentlich ein kleines Geschäft in Petra, aber solange er hier unterwegs wäre, würde das jetzt sein Bruder führen. Unter „unseren“ Beduinen gab es eine klare Hierarchie. Achmed war der klare Anführer. Dann gab es noch den Koch, der irgendwie heraus gehoben als eine Art graue Eminenz war, wobei er auch klar der Älteste unter ihnen war. Es gab den „Prügelknaben“, der auf jeden Fall die Schuld hatte, oder wenn noch eine Kleinigkeit zu tun war, war das natürlich auch seine Sache. Bis auf den Koch und den Scheich waren es eigentlich alles junge Kerle. Und alle hatten natürlich ihren eigenen Geländewagen aus jüngerer japanischer Produktion. Und damit noch mal eben die 10m hohen Dünen herauf zu jagen, um das Auto über Nacht auf der Düne zu parken, war ja das Mindeste um zu Zeigen, was das eigene Auto zu leisten im Stande ist.

Für eine Mitreisende – die einzige Raucherin unter uns Touries – ist einer von ihnen noch mal eben 20km zurück durch die Dünen gefahren, um Zigaretten zu holen. Dafür wollte er dann aber auf keinen Fall etwas haben – weder Spritgeld noch ein kleines Trinkgeld. Dort kommen dann auch die alten Beduinen Regeln, wenn auch in moderner Form, durch, wonach man jedem Reisenden Wasser, Brot und einen Schlafplatz gewähren muss. Dieser versucht aber auch die Gastfreundschaft nur solange wie nötig in Anspruch zu nehmen. Bei Aufenthalten von weniger als einer Woche, war es dem Gastgeber auch nicht gestattet zu fragen, woher der Gast kommt und wohin er gehen wolle. Während seines Aufenthaltes genießt der Gast auch den Schutz vor Dritten durch den Gastgeber. Nach den alten Regeln durften die Gäste aber soweit separat vorhanden nicht die privaten Behausungen des Gastgebers betreten oder gar das Angesicht der Frau sehen. Von daher rühren sicherlich auch die bei den Beduinen deutlich strengeren Regeln beim Umgang mit ihren Frauen. Die Beduinen sind von früher her umziehenden Nomaden gewesen, die aber auch vor Raubzügen bei der Landbevölkerung nicht unbedingt zurück geschreckt haben.

So als Tagesabschluss hätten wir noch gerne einen Sonnenuntergang in der Wüste auf einer Düne genossen, aber es war etwas dunstig. So wurden nichts daraus. Aber wir konnten immerhin auf der Düne noch einen Crash-Kurs im Beduinen-Schach erleben. Das Spiel ist so ein bisschen eine Mischung aus Vier-Gewinnt und Dame. Dabei treten zwei Spieler bzw. zwei Teams gegeneinander auf einer sieben mal sieben Felder großen Spielfläche an. Die erste Partie fand noch unter den Beduinen statt. Als ein paar Frauen aus unserer Gruppe ein Beduinen-Team herausforderten, nahmen dieses gerne an. Es dauerte aber nicht lange, bis das zweite „beratene“ Beduinenteam gleich voll ins Spiel einstieg. Wobei sie dann untereinander wie wild über die beste Strategie debattierten und „natürlich“ auch aktiv spielten.