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14. Reisetag Reykjavik – 23.08.2017

Die Anfangszeiten sind wieder wie gehabt, also um 8:00 Uhr Frühstück. Anschließend bauen wir unsere eigenen Zelte ab, auch wenn diese noch ein bisschen feucht sind. Anschließend wird alles aus dem großen Küchen-/Gemeinschaftszelt geräumt, damit wir auch dieses abbauen können. Geplant ist eigentlich, dass wir gegen 10:00 Uhr mit dem Bus abgeholt werden. Das Fahrzeug ist bereits eine halbe Stunde früher da, so dass wir bis 10:00 Uhr bereits alles verladen haben und loskönnen. Da wir auch wieder auf dem Weg zurück müssen, auf dem wir zum alten Reiterweg gekommen waren, fahren wir, in einer großen Schleife um einige Kilometer versetzt, etwa parallel zu unserem Startpunkt des Wanderwegs zurück. Bei wieder bestem Wetter erkennt man an den umliegenden Bergen unseren Weg wieder. Dabei wird auch deutlich, wie schmal das grüne Band eigentlich ist. Große Teile des isländischen Hochlandes bestehen einfach aus nahezu vegetationslosen Lavawüsten. Wegen der relativ schlechten Pistenverhältnisse, und dem eigentlich für den Straßeneinsatz gebauten Bus, kommen wir nur langsam voran. So sind wir nach etwa 1,5 Stunden Fahrt nur wenige 100 m von unserem ersten Camp auf dem historischen Reitweg entfernt. Auf dem dortigen Gehöft werden neben einer WC-Gelegenheit auch ein paar Schoko- und Energieriegel, Softdrinks, Kaffee und auch selbstgebackener Kuchen angeboten. Die Dame dort erzählt, nach nun schon fünf Tagen Sonnenwetter würde es auch mal wieder Zeit für Regen sein. Ihre Begründung dafür war so einfach wie einleuchtend, der Wind wirbelt viel Staub auf. Aber wir konnten sie beruhigen, das gute Wetter wäre mit uns unterwegs, und wir müssten auch weiter. Nebenbei sagt der Wetterbericht auch ab Samstag mehr oder weniger Dauerregen für die nächsten fünf Tage voraus, und bis dahin sind es ja auch nur noch drei Tage. Wenngleich eine unserer ersten Informationen vor Ort zu Island war: Der Wetterbericht ist als Vorschlag zu sehen.

Bis zur Teerstraße sind es für uns noch einige Kilometer, auch wenn die Piste langsam besser wird. Unser nächstes Ziel ist Pingvellir. Dem historisch gesehen wichtigsten Ort in ganz Island, und heute Teil des Golden Circle, der touristischen Tagestour von Reykjavik. Pingvellir ist der schon mehrfach erwähnte Ort, an dem der Althing, das erste Parlament, bereits vor über 1000 Jahren tagte. So ist das Gebiet bereits seit 1930 Nationalpark und seit 2004 Weltkulturerbe der UNESCO. In unmittelbarer Nähe zum historischen Versammlungsort befindet sich auch die Pingvallakirkja, eine bereits im Jahre 1859 geweihten Kirche. Die darin befindliche Kanzel stammt allerdings bereits aus dem Jahre 1698, von einer früher dort erbauten Kirche. Sie hat drei Glocken, wobei die älteste bereits aus der Zeit des norwegischen Königs Olav stammen soll, der diese zur Richtung der ersten Kirche an gleichem Ort im Jahre 1018 neben einigem Holz aus Norwegen schickte. Er ließ sie anlässlich des Übertritts von Island zum Christentum bauen. Bereits zu der Zeit eröffneten man jedes Althing mit einem Gottesdienst, eine Tradition die man bis heute beibehalten hat. Die zweite Glocke war ein Geschenk vom Bischof Jon Vidalin, die dritte wurde zur Ausrufung der Republik Island gefertigt. Direkt im Anschluss zu der Kirche gibt es vier Häuser. Dort befindet sich das Haus des örtlichen Pfarrers, der zu Beginn gleichzeitig Verwalter des Nationalparks war, und die heutige Verwaltung des Nationalparks. Eines der Häuser ist heute das offizielle Sommerhaus des Premierministers. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich auch der Nationalfriedhof. Dort sollen Persönlichkeiten ihre letzte Ruhestätte finden, die sich um das unabhängige Island verdient gemacht haben. Bis heute sind dort lediglich die beiden Dichter Jonas Hallgrimsson und Einar Benediktsson beigesetzt worden. Vielleicht an dieser Stelle noch ein kurzer Ausflug in die Namensgebung in Island. Man rühmt sich damit, dass sich alle mit dem Vornamen ansprechen. Dabei ist dieses eigentlich der richtige (Haupt-) Name. Das was bei uns der Nachname wäre, sind eigentlich Patronyme. Sie geben also eigentlich den Namen in diesem Fall des Vaters wieder. Bei Söhnen wird ein „son“ und bei Töchtern ein „dottir“ angehängt. Um im Beispiel zu bleiben, wird aus einem Vater namens Hallgramm dann Hallgrimsdottir für eine Tochter bzw. Hallgrimsson bei einem Sohn. Aber zurück zu Pingvellir. Es gibt hier auch den Öxararfoss, der als das älteste erhaltene Bauwerk auf Island gilt. Dabei handelt es sich um einen Wasserfall, der im Mittelalter zur besseren Versorgung der Goden und ihrem Gefolge mit Trinkwasser bei dem Althing angelegt worden ist. Gleichzeitig entstand auch ein kleineres Becken, in dem der dänische König Frauen ertränken ließ, wenn sie Ehebrecherinnen waren und uneheliche Kinder bekamen. Neben den historischen Gegebenheiten und menschlichen Bauten gibt es hier aber noch einige natürliche Besonderheiten. Da ist zum Beispiel der Pingvallavatn, er gilt mit einer Fläche von 83,7 Quadratkilometern und einer Tiefe von bis zu 114 m als der zweitgrößte See im Land. Größer ist lediglich ein künstlich angelegter Stausee im Hochland. Aber auch der Pingvallavatn wird inzwischen mittels eines Kraftwerks am Ausfluss zur Energieerzeugung genutzt, weshalb die Tiefe ebenfalls ein bisschen schwankt. Er entstand während der letzten Eiszeit vor ca. 12.000 Jahren, und wurde seitdem durch vier umliegende Vulkansysteme immer wieder verändert. Gleichzeitig gibt es in diesem Gebiet auch immer wieder Erdbeben, so wurde beispielsweise im Jahre 1789 im Zuge eines Erdbebens die Fläche des ganzen Sees um ca. 60 cm abgesenkt. Die Häufung der hiesigen Vulkansysteme hängt mit dem gerade hier verlaufenden Grabenbruch zwischen der amerikanischen Kontinentalplatte und des mittelatlantischen Rückens der europäischen Kontinentalplatten zusammen. An dieser Stelle senkt sich der Graben jährlich um 8 mm, und driftet gleichzeitig auch 8 mm auseinander. An anderen Stellen auf Island beträgt der Drifft sogar bis zu 2 cm im Jahr. Gerade wegen dieser enormen Spannungen in der Erdkruste kommt es auch immer wieder zu den vulkanischen Aktivitäten und den damit einhergehenden/begleitenden Erdbeben auf Island. Ohne diese würde es die Insel buchstäblich zerreißen. Der Grabenbruch verläuft übrigens vom Südosten in Richtung Nordwesten quer über die Insel.

Wir fahren schließlich von Pingvellir zurück nach Reykjavik, womit sich für uns der Kreis auch wieder schließt. Bevor es zu dem uns schon bekannten Campingplatz geht, machen wir noch Station in einem Supermarkt der Kette „Bonus“, für deutsche Ohren natürlich ein geschicktes Wortspiel, und tatsächlich handelt es sich bei ihm auch um einen Discounter. Wobei sein Warenangebot deutlich größer ist, als man es bei einem klassischen deutschen Discounter gewohnt ist. Auf dem Campingplatz angekommen, bauen wir neben den schon vorhandenen acht Zelten ein paar weitere auf, um gegen 17:30 Uhr noch schnell zu einem kleinen Orientierungs-Rundgang durch die Innenstadt der isländischen Hauptstadt aufzubrechen. Dabei geht man fast zwangsläufig zunächst an der Promenade vorbei, die uns vorbei am Wikingerdenkmal bis zur Harpa führt. Von hier gehen wir in einem kleinen Bogen bis zur Hallgrimskirkja, benannt nach dem isländischen Kirchenlieddichter Hallgrimur Petursson(1614 - 1674). Vor ihr befindet sich ein Denkmal von Leif Eriksson, die Staue ist ein Geschenk der USA. Er war bereits ca. 500 Jahre vor Kolumbus in Neufundland und ist daher eigentlich der wahre Entdecker Amerikas aus der alten Welt. Die Hallgrimskirkja selbst ist auf einem kleinen Hügel errichtet und wirkt daher mit ihrem 74,5 m hohen Turm noch dominanter im Stadtbild von Reykjavik, immerhin ist sie aktuell auch noch das zweithöchste Gebäude des Landes. Ihre Planung geht bis ins Jahr 1929 zurück, mit dem Bau hat man schließlich 1945 begonnen, das Kirchenschiff und damit das ganze Gebäude wurde aber erst 1986 vollendet. Während der Bauphase kam es immer wieder zu finanziellen Schwierigkeiten, nicht zuletzt deshalb, weil rund 60 % der Baukosten durch private Spenden getragen worden sind. Zu ihren Besonderheiten, auch gegenüber anderen Gotteshäusern der christlichen Welt, zählt, dass es große Fenster im Bereich des Altarraums gibt, die diesen bei Sonnenschein wie heute in helles Licht taucht. Ansonsten besteht das Gebäude zu einem wesentlichen Teil aus weißgestrichenem Beton. Dies soll an eines der wesentlichen Elemente der isländischen Natur, dem Eis, erinnern. Das lässt das Gebäude von außen aber auch sehr kalt erscheinen. Die Hallgrimskirkja bietet Platz für 1200 Personen. In ihr werden insbesondere im Sommer regelmäßig Orgel-Konzerte veranstaltet. Die Orgel wurde übrigens vom Bonner Orgelbauer Klais gebaut. Sie weist 72 Register und 5275 Pfeifen auf, dabei kommt sie auf eine Höhe von 15 m und ein Gewicht von rund 25 t. Interessanterweise ist die Hallgrimskirkja nicht einmal die Kathedrale Kirche der Stadt, dieses ist die deutlich kleinere Domkirkja, die in unmittelbarer Nachbarschaft zum Parlamentsgebäude liegt. In ihr finden auch die Eröffnungsgottesdienste des isländischen Parlaments statt und ist Sitz des evangelisch-lutherischen Bischofs Islands.

Wir beenden unseren kleinen Rundgang an der Hallgrimskirkja und gehen zurück in Richtung des Campingplatzes. Immerhin gibt es dort heute um 19:30 Uhr das letzte Abendessen unserer Reise, und auch die letzte Zeltnacht auf dieser Tour. Da sich auch der Himmel langsam zuzieht, scheint es leider auch nichts mit unseren Nordlichtern zu werden. Aber eigentlich ist es ja auch ein bisschen früh im Jahr dafür. Auch wenn einige „Pistengänger“ am späteren Abend noch ein entsprechendes Video mit ihrem Mobiltelefon aufnehmen. Leider ist dieses bis auf ein paar spärliche Lichter der Stadt völlig dunkel, da muss wohl jemand seinen Finger vor dem Objektiv gehabt haben.