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17. Tag        27.10.2014 - Cheram (3870m)

Die letzte Nacht wird sicherlich in meiner persönlichen Hitliste nicht so sehr weit vorne landen. Nebenan wurde geschnarcht, als gebe es kein Morgen. Meine Nase war einseitig zu, sodass ich nicht vernünftig Luft bekam. Mich aber auch nicht schnäuzen wollte, um die anderen nicht zu wecken. Dafür war es in unserem Zimmer eisig, aber immerhin mit direktem Blick in die dunkle Nacht. Gefühlt war es selbst vor dem Gipfel des Kangchendzönga in Pang Pema nicht so kalt. Gemessen war es sicherlich anders, aber hier war die Luft meist sehr feucht, was die gefühlten Temperaturen natürlich in den Keller treibt. Dazu gab es gestern noch die Aussage, sollte es am heutigen Morgen wieder ein Wetter wie am Vortag geben, würden wir wieder zurück nach Ghunsa absteigen. Und wie wir später erfahren haben, waren für diese Nacht auch größere Mengen Niederschläge angekündigt, warum wir auch in den festen Behausungen einquartiert worden sind.

Aber der Morgen war klar - und kalt. Die Sonne hatte das Camp noch nicht erreicht, aber sie war immerhin da. So konnten wir unser Programm wie ursprünglich geplant fortsetzen. Da ignoriert man auch die gefühlten Temperaturen so gut es eben geht. Nicht ganz so gut lässt sich aber der Schnee ignorieren, der liegt hier zwar nur in einer wenige Zentimeter dicken Schicht, in einem weglosen Gelände ist das natürlich nicht gerade ein Vorteil. Aber so weit sind wir noch nicht. Die Zeiten sind wie immer, also Morgentee um 6:30 Uhr, Frühstück um 7:00 Uhr und anschließend geht es dann wie gehabt los. Das Lager hier sieht heute Morgen fast ein wenig idyllisch aus, ein für nepalesische Verhältnisse sehr ruhiger Wasserlauf durchströmt den kleinen Talkessel, in dem sich Selele befindet. Auch wenn das Wasser relativ schnell fließt. Heute Morgen warten wir auch kaum den Aufbruch des Küchenteams ab, die Träger sind in kleinen Grüppchen aber wie immer längst unterwegs. Wir werden dann aber ziemlich schnell von „der Küche“ wieder überholt. Anfangs bewegen wir uns noch in der Spur der Träger bzw. des Küchenteams, verlassen sie dann aber für mich etwas überraschend. Denn eigentlich hatte ich ja angenommen, wir hätten das gleiche Ziel. Zumal das Gelände wie schon erwähnt völlig weglos scheint, so ist es mir auch ein wenig schleierhaft, wie man sich hier orientieren kann. Bei unseren Trägern kommt noch erschwerend dazu, dass lediglich ein paar wenige hier bereits unterwegs waren. Mit der kleinen Schneeauflage ist es zusätzlich schwierig sich hier sicher zu bewegen, da zwischen den Sträuchern auch immer wieder Flächen sind, in denen es über Felsen geht. Dadurch sind diese etwas rutschig, und zuweilen ist auch nicht klar wie tragfähig der Untergrund sein würde. So kommen wir heute etwas langsamer vorwärts. Unser erstes Ziel ist der Pass Miring La mit einer Höhe von 4480 m. Wir erreichen ihn nach ca. 2,5 Stunden, also ca. 10:30 Uhr. Die ersten Wolken ziehen bereits wieder auf, was uns natürlich nicht gerade erfreut. Heute Morgen war die Sicht sehr klar und auch die Umgebung imposant. Inzwischen sind die ersten Gipfel schon wieder in den Wolken verschwunden.

Nach einer kurzen Rast geht es ein bisschen in Form einer Parabel an den umliegenden Berghängen entlang weiter. Laut der Reisebeschreibung sollten wir eigentlich hier verschiedene 6000 er bestaunen können. Stattdessen verzieht sich inzwischen auch noch der Jannu hinter den Wolken. Gegen 12:30 Uhr erreichen wir schließlich im Nebel die Gebetsfahnen des Sinion La Passes mit seinen 4440 m. Der Weg dorthin ist wie es wohl in der Reisebeschreibung trefflich bezeichnet wird ein sanftes auf und ab. Was aber natürlich durchaus mal ein paar 100 Höhenmeter ausmachen kann. Heute ist der erste Tag an dem wir ein Lunchpaket mitbekommen haben. So ist die Mittagspause relativ kurz, ich könnte auch fast sagen, wir futtern nur schnell alles in uns hinein. Offensichtlich haben es unsere Guides heute eilig, hier wieder weg zu kommen. Und so ist der Aufbruch für mich auch ein wenig überhastet. Ich habe „brav“ alles aufgegessen, aber kaum alles in meinem Rucksack verstaut geschweige denn die Regenhaube darüber gezogen, da geht es auch schon los. So muss ich mit einem aus unserer Gruppe, der heute wie fast immer wieder hinter mir geht, fast „hinterher springen“. Was in dieser Höhe, wir befinden uns immerhin auf über 4400 m, in dem Neuschnee ziemlich kraftraubend ist. So ärgere mich ein bisschen ob des fluchtartigen Aufbruchs, aber es nützt ja nichts, es gilt bei diesen Sichtverhältnissen zusammen zu bleiben. Zumal das Geläuf hier eher noch felsiger ist, und man damit trotzdem auf jeden Fall vorsichtig zu Werke gehen muss. Bis zu unserem letzten Pass dem Sinlappche La auf 4640m ist es nur etwa 1 Stunde. Inzwischen beträgt die Sichtweite deutlich unter 50 m. Dazu fällt vereinzelt ein bisschen Schneegriesel. Von hier ab an geht es dann aber steil bergab. In weniger als 1,5 Stunden steigen wir bis nach Cheram auf einer Höhe von 3870 m ab – immerhin etwa 800 Höhenmeter. Man erkennt schon bald wieder einen Weg, dieser ist aber bei diesen Witterungsverhältnissen stellenweise sehr glitschig. Bis auf eine Höhe von etwa 4200m liegt hier noch Schnee. Darunter graupelte es noch ein wenig, ist aber zu warm, als das etwas liegen bleiben würde. Auch geht natürlich bei diesem Wetter die schöne Aussicht buchstäblich baden. Was natürlich schade ist, aber zum Glück können wir das Wetter ja noch nicht ändern. Und bisher hatten wir bis auf den gestrigen Tag ja sehr viel Glück damit. Und so will ich mich da jetzt auch nicht beschweren. In Cheram angekommen, hat unser Team bereits die Zelte aufgebaut. Das ist übrigens ein Unterschied zu den ersten Tagen. Hier in Nepal ist der Zeltaufbau offensichtlich Aufgabe der Guides. Nicht dass wir es nicht auch hätte selbst machen können, aber es schien ihnen eigentlich nicht so recht. Wie wir später erfahren haben, hat der Guide dann nach einigen Tagen der Mannschaft einen Sack Reis gekauft, seitdem fällt die Aufgabe des Zeltaufbaus offensichtlich in die Zuständigkeit der Träger. Fairerweise muss man auch sagen, inzwischen sind sie weit vor uns an den Tageszielen, und warten im Prinzip nur noch auf uns. In den ersten Tagen war es noch so, dass wir zuweilen kurz vor dem Camp noch eine längere Pause eingelegt haben, um allen Trägern zu ermöglichen, vor uns dort zu sein. Genauso wie wir morgens eigentlich immer darauf warten, dass alle vor uns los kommen, beides ist natürlich ein Stück weit auch Respekt vor der Leistung des Team, hat aber auch den praktischen Vorteil, dass wir auf dem Weg die Mannschaft nicht aufhalten. Denn sie gehen deutlich schneller, insbesondere auf den Bergab-Passagen rennen sie fast, machten aber zumindest in den ersten Tagen auch mehr Pausen als wir. Inzwischen kann ich es nicht mehr beurteilen, weil wir sie schlicht unterwegs nicht mehr sehen. Heute konnte man aber sehr gut sehen, wo sie zwischen dem zweiten und dritten Pass ihre Hauptpause gemacht haben. Es lagen allerhand Verpackungen von Kokoskeksen an einer Stelle am Pfad. Das Umweltbewusstsein ist sicherlich ein anderes als bei uns in Deutschland. Wenn man aber bedenkt, wie weit sie auch in der übrigen Entwicklung hinter uns liegen, Nepal gehört zu den Schwellenländer, früher hätte man wohl dritte Welt gesagt, dann obliegt es uns sicherlich nicht, dieses Verhalten zu verteufeln. Zumal wenn man bedenkt, dass ein solches Verhalten auch heute noch in vielen unserer Innenstädten zu beobachten ist, obwohl ein geeigneter Abfalleimer nur wenige Meter entfernt steht. Und bei allem darf man auch nicht vergessen, wir sind Gäste in ihrem Land. Man darf sicherlich sagen, wie wir es zu Hause machen, und was für Folgen es hat. Aber die Weisheit haben auch wir sicherlich nicht mit dem ganz großen Löffel gegessen. Und ein gesundes Maß an Respekt ist angebracht. Nicht zuletzt darf man auch nicht vergessen, ohne ihre Hilfe wäre es mir beispielsweise nicht möglich, hier überhaupt sein zu können.