• Lichtspiele in den Blue Mountains
    Australien

    Lichtspiele in den Blue Mountains

  • Warzenschweine am Lake Mburo
    Uganda

    Warzenschweine am Lake Mburo

  • Laguna Miscanti mit den schneebedeckten Andengipfeln
    Chile

    Laguna Miscanti mit den schneebedeckten Andengipfeln

  • Wolken ziehen über den Kilimanjaro
    Tansania

    Wolken ziehen über den Kilimanjaro

  • Marokko
    Marokko

    Terrassenwirtschaft im Hohen Atlas

21. Reisetag        Ababis Lodge – 23.09.2016

Heute trennt sich unsere Gruppe. Manche fliegen weiter nach Kapstadt, andere treten die Heimreise an, und vier von uns, ich auch, wollen weiter zu einem der Highlights von Namibia: zum Sossusvlei. Dazu gilt es zunächst weiter in Richtung der Namibwüste zu fahren. Wir nehmen eine Nebenstrecke, auf der wir schon wenige Kilometer hinter Windhoek auf einer Schotterpiste fahren. Eigentlich hatte ich auf unserer Reise im Vorfeld deutlich mehr dieser Schotterpisten erwartet, hatte dann im Reiseführer aber schon gelesen, dass es auf dem bisherigen Weg nahezu immer über Teerstraßen gehen würde. Nach wenigen Kilometern auf der Schotterpiste begegnen uns einige Frauen auf Mountainbikes. Ich frage mich schon, was einen dazu bewegen kann, hier mit dem Rad unterwegs zu sein. Zumal auf diesen Schotterpisten schon einige Steine aufgewirbelt werden, wenn Fahrzeuge diese befahren, insbesondere die LKW schleudern auch schon mal ziemliche Brocken hoch, vom Staub will ich da gar nicht reden. Zumal eine Geschwindigkeit um ca. 80 km/h die vielleicht beste Reisegeschwindigkeit auf den Schotterpisten ist, da dann die mehr oder weniger kleinen Querrillen dabei am wenigsten durchschlagen. Wir fahren in Richtung des Spreetshoogste Passes. Dort geht es vom namibischen Hochplateau einige 100 m abwärts, bis hinunter in die Küstenebene. Namibia ist von der Höhe im Wesentlichen zweigeteilt. Windhoek liegt auf rund 1700 m, weite Teile des Landes haben eine Höhe von etwa 1200m. Es verläuft vom Norden bis nach Süden ein großer Bruch, an dem sich in Richtung Osten das namibische Hochland anschließt, das Teil der Kalahari Wüste ist. An dieser Bruchkante befinden sich einige Erhebungen, wie auch die um Windhoek, und im Westen davon das relativ flache Küstengebiet, das sanft zum Meer ausläuft.

Nachdem wir den Pass hinuntergefahren sind, er ist übrigens für Gespanne und LKW wegen der starken Neigung gesperrt, wenden wir uns in Richtung Süden nach Solitaire. Eine Ortschaft, die praktisch auf keiner Karte Namibias fehlt. Dabei besteht die Ortschaft selbst gerade mal aus einer Tankstelle, einem Restaurant und einer Bäckerei. Letztere ist ziemlich bekannt für ihren Apfelkuchen, der auch ziemlich gut ist. Wobei es eigentlich vor allem Apfel und weniger Kuchen ist. Neben der Ortschaft gibt es noch eine gleichnamige Lodge und eine Landepiste. Von hier ist es mit etwa 12 Kilometern nur noch ein Katzensprung bis zu unserem Ziel der Ababis Farm. Sie wird unser Zuhause für die nächsten drei Tage sein. Die Farm umfasst ca. 32.000 ha Land. Das hört sich zunächst mal ziemlich gewaltig an. Nur im südlichen Afrika insbesondere hier in der Namib Naukluft ist Regen die entscheidende Komponente, und der ist schon seit zwei Jahren im Prinzip ausgeblieben. So ist der Grasbewuchs praktisch nicht mehr vorhanden. Wie uns der Farmer später beim gemeinsamen Abendessen berichtete, hat er wegen des Futtermangels die Anzahl seiner Rinder bereits von ca. 320 auf etwa 50 Erwachsene und 25 Jungtiere reduziert. Er hofft zumindest diese bis zur nächsten Regenzeit durchzubringen. Der langjährige Durchschnitt sagt aus, dass in den Monaten Januar bis Mai insgesamt ca. 160 Liter Regen pro Quadratmeter fallen, dann von Juni bis Oktober sind es durchschnittlich 0 in Worten „Null“, um dann in den letzten zwei Monaten noch mal auf insgesamt 15 Liter zu kommen. Die Temperaturen schwanken dabei zwischen 20 und 45 °C. Dabei sind die trockenen Monate auch die etwas kühleren. Im Rekordjahr 2011 hat es sogar insgesamt 420 Liter Niederschlag gegeben. Das aktuelle Jahr 2016 brachte auf der Farm leider nur im März und im Juni etwas Regen. Entsprechend hungert die Natur nach Regen. Die Farm ist in verschiedene Bereiche unterteilt. Etwa auf der Hälfte der Fläche wird die Viehwirtschaft betrieben. Die andere Hälfte ist für das Wild reserviert. Es gibt Springböcke, Oryx, Bergzebras und in geringer Zahl Kubus, Zebras, Klippspringer und Klipschiefer. Ihnen stehen die Jäger wie Schwarzrückenschakal, Geparden, Löffelhunde oder Hyänen gegenüber. Sehr selten werden auch Leoparden gesichtet. Das Wild wird durch die Bejagung im Gleichgewicht gehalten. Das gilt auch für die Gesamtmenge in Bezug auf die Futtersituation. So wird das auf der Farm verwendete Fleisch auch dem Wildbestand entnommen. Heute Abend gibt es zum Beispiel Zebrarollladen. Bevor es aber soweit ist, gibt es am Nachmittag noch den hier obligatorischen Kaffee. Anschließend entschließen wir uns zu einem kleinen Spaziergang über einen winzigen Teil der Farm. Unser Ziel ist einer der Köcherbäume, die auf der Farm wachsen. Köcherbäume sind im südlichen Namibia bzw. nordwestlichen Südafrika endemisch. Die Farm liegt am Rande des Naukluft Massivs. Es ist Teil der Großen Randstufe und etwa 73 km lang und maximal 27 km breit. Im Wesentlichen besteht das Massiv aus Kalkgestein und Dolomit. Es gilt als eines der ältesten Gesteine der Erde und kommt auf ein Alter von ca. 2,5 Milliarden Jahre. Es ist also viel älter als der „Urkontinent“ Gondwana. Es wurde bei dessen Auseinanderbrechen nach oben gedrückt. Dabei wurde es vielfach gefaltet, verbogen, gekrauselt und zerrissen. Später haben Niederschläge und Wind weiter daran modelliert. So ist es typisch, dass zwar Wasser dort versickert, dann aber seitlich an anderer Stelle wieder austritt. Um überhaupt zu dem Köcherbaum zu kommen, müssen wir eine öffentliche Straße überqueren. Diese wie auch zwei weitere verlaufen eigentlich direkt auf Farmgelände. Insgesamt gibt es auf der Farm etwa 40 km öffentlicher Straße. Dabei gehört der Grund und Boden weiterhin dem Farmer, für den er sogar eine jährliche Grundsteuer zahlen muss. Noch dazu kommt, dass er entlang der Straßen jeweils auf beiden Seiten einen Zaun ziehen muss. Das bedeutet alleine 80 km Zaun entlang der Straßen. Dabei gibt es zwei verschiedene Normung, die diese entsprechen müssen. Welche erfüllt werden muss, hängt davon ab, welche Art von Tieren damit von den Straßen ferngehalten werden soll. Auf der Farm gibt es weitere Zäune, um verschiedene Abschnitte bei der Beweidung voneinander abgrenzen zu können. So kommen insgesamt schnell mehrere 100 km Zaun zusammen, die natürlich ständig kontrolliert und in Stand gehalten werden müssen. Allein das ist schon eine Mammutaufgabe.

An dieser Stelle vielleicht noch ein paar Worte zur Ababis. Das Wort bedeutet in der Sprache der hier ansässigen Nama so viel wie Kalebasse. Eine Kalebasse ist ein Wasserbehälter, der aus einem ausgehöhlten Flaschenkürbis hergestellt wird. In der Nähe des bereits 1899 erbauten Farmhauses befindet sich auch eine alte Wasserstelle. Die Farm selbst gehört zu den ältesten in ganz Namibia und wurde 1896 als Außenstelle des damaligen „Kaiserlichen Landgestüts Neuchas“ gegründet. Im Folgejahr pachtete ein Aussiedler die Farm und kaufte sie später. Bereits nach vier Jahren verkaufte er sie wieder an einer Kaufmannsfamilie aus Windhoek, die in der Folge noch weitere Farmen in der Gegend erwarb, selbst aber nie hier lebte. Man züchtete hier Karakulschafe. Im Jahre 1985 schließlich erwarb die deutsche Familie Schulze Neuhoff die Farm. Das Farmland selbst wurde verpachtet, aber der Vater der heutigen Besitzerin kam im Winter zum Jagen hierher. Im Jahre 1993 wurde die Farm schließlich zu einer Gästefarm erweitert und im Jahre 2001 kam Katrin Schulze Neuhoff mit ihrem Mann Uwe hierher und bewirtschaftete die Farm selbst. Nach einigen Jahren begannen sie auch wieder selbst mit der Viehzucht.

Heute hat der Staat übrigens ein Vorkaufrecht, falls eine Farm den Besitzer wechselt. Wenn er davon Gebrauch macht, unterteilt er die Farmen meistens in sehr viele kleine Stücke. Diese werden dann an Schwarze weiter verteilt. Bei der Vergabe gibt es aber immer wieder Gerüchte über Unregelmäßigkeiten. Hier im Süden werden praktisch keine Farmen von Staat erworben, im relativ fruchtbareren weil regenreicheren Norden passiert das häufiger. Die Parzellen umfassen dann oftmals kaum noch 1000ha, was sich für unsere Maßstäbe zwar riesig anhört, für hiesige Verhältnisse aber kaum zum Wirtschaften ausreicht. Dazu kommt häufig noch, dass die neuen Besitzer nicht wirklich farmen können, und auch nur eine dünne Kapitaldecke mitbringen. Um sich dann über Wasser zu halten, wird dann häufig mehr Wild geschossen, als für die Regulierung der Bestände nötig ist. Das Wild wird dann für den Eigenbedarf verzehrt oder häufig eben verkauft. Die dezimierten Bestände sorgen dann wieder dafür, dass auch das Wild auf den Nachbarfarmen abnimmt, und die von sehr vielen Farmen / Lodges angeboten Game-Drives, Tierbeobachtungsfahrten, praktisch kaum noch durchgeführt werden können. Dabei ist das für viele Farmen ein wichtiges Standbein geworden, ebenso wie das Angebot an passionierte Jäger aus dem Ausland den Abschuss etwa eines Oryx Antilope zu verkaufen. Dabei bekommt der Jäger die Trophäe, das Fleisch und alles andere verbleibt auf der Farm, und wird hier normal mit verarbeitet. Einige Farmen bieten darüber hinaus Kurse für das Offroad-Fahren an, so auch die Ababis Farm.