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15. Reisetag        Popa Falls – 17.09.2016

Auch heute ist die Abfahrt mit 8:30 Uhr wieder ziemlich verträglich. Wir verlassen den Sambesi, oder Zambesi wie er hier geschrieben wird. Es geht wieder zurück über die Schotterpiste zur Hauptstraße. Wir wenden uns wieder in Richtung Westen entlang des Caprivi Streifens. Wie so viele Grenzen in Afrika sind auch die des Caprivi Streifen welche, die im fernen Europa gezogen worden sind. In diesem Fall in dem sogenannten Helgoland-Sansibar Verträgen von 1890. Damals gehörte Helgoland zum Vereinigten Königreich und wurde im Rahmen dieses Vertragswerkes an Deutschland abgetreten. Im Gegenzug sicherte das Deutsche Reich zu, keinerlei Gebietsansprüche auf die Insel Sansibar, die vor der Deutsch-Ostafrikanischen Kolonie lag, die etwa das heutigen Tansania, Teile Kenias und Ruandas umfasste, zu erheben. Außerdem wurde in den Verträgen der anderen deutschen Kolonie Deutsch Südwest, was im Prinzip dem heutigen Namibia entspricht, eine Landzunge weit nach Westen zugeschlagen - der Caprivi Streifen. Der Name rührt übrigens von dem gerade ins Amt gekommenen deutschen Reichskanzler und ehemaligen General Leo von Caprivi her. Das Deutsche Reich versuchte darüber eine Landbrücke zwischen ihren Kolonien im Südwesten bzw. Osten Afrikas zu schaffen. Man benötigte dafür, neben dem frisch hinzugewonnen Caprivi Streifen, noch die Unterstützung von Cecil Rhodes, der im Prinzip seine private eigentlich britische Kolonie mit Rhodesien geschaffen hatte. Rhodes war zwar britischer Staatsbürger und auch Anhänger der britischen Krone, hatte aber gleichzeitig auch Sympathien für das Deutsche Reich. Reichskanzler Caprivi versuchte mit den Verträgen einen Ausgleich mit dem Vereinigten Königreich zu schaffen, und zudem die unter seinem Vorgänger Bismarck zuletzt schwer gelitten Beziehungen zur englischen Krone zu verbessern. Ob man mit den neuen Grenzziehungen Stämme oder Sippen trennte, interessierte im fernen Europa wie üblich aber niemanden.

Unser erster Stopp an diesem Tag ist an einem „Culture Village“, in dem man uns einige teilweise noch heute praktizierte Arbeiten vorführte. Es gibt in Namibia nur wenige Arbeitsplätze, so leben viele Menschen noch wie früher in ihren Sippen. Bezahlte Arbeitsplätze haben nur ca. 15 % der Erwerbstätigen. Etwa 10 % machen Jobs in Wirtschaftsunternehmen aus, und 5 % arbeiten für die Regierung. Alle anderen versuchen sich durch Handel oder kleinere Dienstleistungen wie Autowäsche oder ähnliches irgendwie über Wasser zu halten. So haben viele kein Geld um sich viele Nahrungsmittel zu kaufen, oder aber eben nur das Nötigste wie etwa Hirse. Diese werden zu Mehl gestampft. Dieser Vorgang wird mehrfach wiederholt und immer wieder feineres Material aus dem gröberen herausgesiebt, die gröberen Teile, die sich nicht weiter verkleinern lassen, werden später Hühnerfutter. Die feineren Teile werden meist zu Hirsebrei, was das wichtigste Grundnahrungsmittel darstellt. Das gewonnene Mehl wird bis zum Verbrauch in Bottichen aus Gras und Termitensand aufbewahrt. Der Termitensand hat den Vorteil, dass er die Temperatur verhältnismäßig gut ausgleicht. Außerdem zeigte man uns das Flechten von Körben, Untersetzern und ähnlichem. Der Hauptbestandteil sind lange Gräser. Gebunden werden sie dann mit Palmenfasern, die zum Färben mit anderen Dingen wie etwa Wurzeln eine Zeit lang in einem Wasserbehälter gelagert werden. Die Farben werden dann durch die Dauer bzw. die Art der zugegebenen Wurzeln beeinflusst. An einer anderen Stelle wurde mit einem Blasebalg und etwas selbst hergestellter Holzkohle gefundene oder getauschte Eisenstücke erhitzt, um sie zu Werkzeugen zu verarbeiten. Man berichtete auch über die Bedeutung von Heilern, die auch heute noch bei leichteren Gebrechen die erste Anlaufstelle sind. Erst bei schweren Verletzung oder dem Misserfolg der Heiler, geht man in die nächste Klinik, wobei in den kleineren auf dem Land oftmals nur eine Art Krankenschwester ist und ein Arzt nur in bestimmten Abständen Sprechstunde hält. Man berichtete aber auch zum Beispiel darüber, dass man mithilfe von Elefantendung, der mit etwas Chili versetzt ist und angezündet wird, Tiere von kleineren Flächen, auf denen man Gemüse anbaut, vertreiben könnte. Im Bereich der Innenhöfe hat man zusätzlich Fallen, um tierische Eindringliche von den eigenen Vorräten fern zu halten. Auch Hühner spielen im Leben der normalen Landbevölkerung eine wichtige Rolle bei der Ernährung. Zum einen sind sie natürlich Lieferant von Eiern, auf der anderen Seite aber auch von frischem Fleisch. Hühner haben dabei noch den Vorteil, dass man sie lebend relativ einfach transportieren kann. Und beim Schlachten auch nur relativ geringe Mengen Fleisch anfallen, da man größere ohnehin nicht kühlen könnte.

Für uns geht es nach der Mittagspause dann weiter auf der großen Verbindungsstraße weiter Richtung Westen. Es geht hier praktisch 200 km nur geradeaus, ohne dass es unterwegs irgendwelche größeren Ortschaften geben würde. Es sind lediglich die kleinen Hüttenansammlungen oder Tripes, die für etwas Abwechslung sorgen. Die Landschaft ändert sich nahezu überhaupt nicht. Gefühlt wird es je weiter wir kommen immer trockener und damit auch staubiger. Bei etwas über 40 °C ein ermüdendes Fahren. Gegen 16:30 Uhr erreichen wir schließlich unsere nächste Lodge bei Popa Falls. Wobei es hier, anders als der Name vermuten lässt, gar keine Wasserfälle gibt, sondern nur Stromschnellen mit einigen Strudeln. Die Lodge wird ganz offensichtlich von einer Burin bzw. ihrem Ehemann verwaltet. Der Umgang mit dem schwarzen Personal unterscheidet sich schon deutlich von dem, was wir bisher erlebt haben. Wobei man sagen muss, dass die meisten Lodges und anderen touristischen Unternehmungen in den Händen von weißen Südafrikaner liegen. Aber bisher wurde für uns niemals so offensichtlich, welches eigentlich längst überholte Gedankengut die Betreiber heute teilweise noch haben. Sicherlich nichts wofür man Sympathiepunkte erwarten darf.