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18. + 19. Reisetag          nach Hause – 15.03./16.03.2022

An unserem letzten Reisetag lassen wir die Zeiten wie gehabt, also Frühstück um 07:00 Uhr und dann gegen 08:00 Uhr Aufbruch. Nur das wir heute nicht in den Bus steigen, sondern direkt am Hotel zu Fuß los gehen. Nur ein paar Minuten entfernt liegt das Nationalmuseum, und auch das Parlament liegt am gleichen Platz. Bei letzterem war ich wie beschrieben schon am Vortag, auch wenn es mir da nicht klar war. Über Nacht ist es nicht schöner geworden, ein hässlicher Betonklotz, der fast ohne Fenster auszukommen scheint. Von dort sind es auch nur wenige Gehminuten zum Nationaltheater. Viele bezeichnen es als schönstes Gebäude der Stadt, wobei zugegeben die Konkurrenz auch eher übersichtlich ist. Der Bau geht wie so vieles auf die Kaffeebarone zurück, auch wenn die formale Entscheidung der Präsident des Landes traf. Die Kaffeepflanzer hatten zwar Geld, aber das kulturelle Angebot in San Jose, immerhin der wichtigsten Stadt des Landes war eher begrenzt. Die bekannten Künstler der Zeit, was Ende des 19. Jahrhunderts bedeutet, machten einen Bogen um die Stadt, da es keine geeignete Bühne für sie gab. Man beschloss also folgerichtig eine für die zu der Zeit etwa 19000 Einwohner zu errichten, wobei klar war, dass nicht alle Einwohner sich einen Besuch würden leisten können. Für die Finanzierung wollte man 5 ct Steuer pro exportierten Sack Kaffee erheben. Um sofort mit dem Bau zu beginnen zu können, nahm man einen Kredit auf, der über die Steuer auf den Kaffee zurückgezahlt werden sollte. Man rechnete mit Kosten von etwa 100 Millionen Peso. Baubeginn war 1890. Die Planung stammte von einem lokalen Architekten. Die Steine und das Holz stammten noch aus Costa Rica. Aber alle künstlerischen Dinge wie etwa die Statuen, die Kronleuchter und selbst die Deckenmalerei wurden aus Europa importiert. Ebenso der Marmor für den Fußboden. Die Deckenmalerei stammt beispielsweise aus Italien, sie wurde in Italien gemalt, dann nach Costa Rica verschifft und hier dann schließlich in Elementen montiert. Nur war der beauftragte Künstler zuvor noch nie in Costa Rica gewesen. Sein Auftrag lautete aber Szenen mit Bezug zu Costa Rica abzubilden. So war die Kleidung der abgebildeten Bevölkerung eher der Landbevölkerung in Sizilien als der in Costa Rica nachempfunden. Die Bananen wuchsen verkehrt herum. Aber diese kleinen „Detailfehler“ waren eher das kleinste Problem. Das waren die ausufernden Kosten, die beliefen sich schließlich etwa auf das Dreifache der veranschlagten Summe als man 1897 fertig war. Dafür hatte man aber auch ein modernes Haus geschaffen. Man konnte die Bestuhlung auf dem Parkett entfernen, und dieses dann mechanisch auf das Niveau der Bühne anheben, um für andere Veranstaltung eine große ebene Fläche zu haben. Also eine frühe Form der Multifunktionshalle.

Weiter geht es für uns durch die Stadt, wobei es sonst nur wenige ältere Gebäude in der Stadt gibt. Die ältesten stammen zumeist aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts. Daran kann man schon erkennen, dass die Stadt noch relativ jung ist. Zusätzlich wird sie wie praktisch ganz Costa Rica immer wieder von Erderschütterung getroffen. Die meisten jüngeren Gebäude sind eher nüchterne Funktionsbauten, die der Stadt auch kein Gesicht geben können. Als wir durch die Fußgängerzone gehen, fällt die relativ große Zahl an Polizisten auf, die sowohl zu Fuß als auch mit dem Rad oder in Autos unterwegs ist. So spricht auch einer eine Mitreisende freundlich an, sie möchte doch bitte ihre Halskette abnehmen, da es in der Stadt in letzter Zeit vermehrt Diebstähle gäbe. Diese sind die Folge der insbesondere in den letzten beiden Corona-Jahren steigende Arbeitslosigkeit, die vor allem die Jugend trifft. So bildeten sich Straßenbanden, die gewerbsmäßigen Diebstahl betrieben. Trotzdem habe ich jetzt am Tage nicht den Eindruck, dass die Lage irgendwie kritisch ist. Und vergleicht sich vielleicht auch mit den Jahren zuvor, in denen es sehr sicher in San Jose war, insbesondere wenn man das mit den anderen Ländern Mittelamerikas vergleicht. Aber natürlich gibt es einem schon zu denken, dass bei unserer Ankunft und dann auch gestern Abend auf dem Weg zurück zum Hotel nur sehr wenige Menschen unterwegs sind. Unser nächstes Ziel ist dann aber eigentlich ein potenzieller Hotspot für Taschendiebstahl. Wir sind auf dem Weg zum großen lokalen Markt. Dort gibt es auf engem Raum und nur schmalen Durchgängen sehr viele kleine lokale Händler, die auch eine breite Auswahl an lokalen Produkten anbieten. Dazu gehören Fisch, Fleisch, Gewürze, getrocknete Kräuter aber natürlich auch alle möglichen Früchte und anderen landwirtschaftlichen Produkte wie Kaffee und Kakao. Natürlich gibt es auch einige Billigprodukte und Souvenirs aus Fernost. Auch die älteste Eisdiele der Stadt ist hier zu Hause, in der noch immer wie vor 100 Jahren produziert wird. Es gibt nur Vanille. Dieser Markt wird vor allem von den ärmeren Bevölkerungsschichten als Einkaufmöglichkeit genutzt. Sie kommen mit einem der unzähligen öffentlichen Busse in die Stadt, und fahren dann mit den Bussen wieder heim. Interessant ist dabei, dass die Linien nach Osten auf einer der beiden Durchgangsstraßen durch die Stadt starten, auf der Parallelstraße mitten durch die City die nach Westen. Es gibt jeweils gekennzeichnete Haltestellen, auf denen die Endhaltestelle der Linie verzeichnet ist. Insgesamt besteht der öffentliche Nahverkehr in ganz Costa Rica praktisch zu 100% aus Buslinien. Dabei starten die großen Überlandlinien meist etwas außerhalb der Innenstadt auf einem der großen Busbahnhöfe. Das ganze Netz der Überlandlinien läuft sternförmig in San Jose zusammen, und verteilt sich dann wieder. So fahren viele zunächst mit dem Bus nach San Jose, um dort dann den Bus in die eigentliche Zielregion zu besteigen.

Nach der kleinen Erkundungsrunde bleibt noch ein genug Zeit, sich ein bisschen die Stadt weiter anzuschauen, schließlich ist es noch Vormittag, und der Flieger geht erst am Abend. Mein erstes Ziel ist das Goldmuseum. Das liegt direkt neben dem Nationaltheater, aber drei Stockwerke unter der Erde. Man wollte die schöne Fassade des Nationaltheaters nicht in einer Straßenschlucht begraben. So befindet sich über dem Goldmuseum heute der Platz der Kultur. Im Goldmuseum sind neben dem größten in Costa Rica gefunden Nugget vor allem ältere Kunstwerke aber auch historische Karten der Spanien zu sehen. Die Goldfunde in Costa Rica waren eher bescheiden, so wurde früher das Gold meist im Tauschhandel von anderen Stämmen erworben. Nach der kurzen Mittagspause gehe ich dann noch ins Nationalmuseum, das in einer ehemaligen Kaserne untergebracht ist. Im Eingangsbereich kommt man durch einen Schmetterlingsgarten, in dem auch zahlreiche der Hand großen blauen Schmetterlinge umherflattern. Der Morphofalter oder auch Himmelsfalter ist der bekannteste Schmetterling aus Costa Rica. In der Sonne leuchtet er mit aufgeklappten Flügeln auffällig blau. Dabei wir die Farbe nicht mal durch Pigmente, sondern durch Interferenzfarben, also vereinfacht gesagt durch Lichtbrechungen an den schuppigen Oberseiten der Flügel erzeugt. An der Unterseite sind die Flügel braun, farblich natürlich nicht ganz so spektakulär, aber bei einer Flügelspannweite von 95-120mm trotzdem für einen Schmetterling riesig. Das Nationalmuseum beschäftigt sich, alleine schon, weil es überhaupt nur wenige ältere Exponate gibt, vor allem mit der Zeit ab dem Eintreffen der Spanier.

San Jose hat wegen der eher niedrigen Bebauung, sicherlich auch eine Vorsichtsmaßnahme wegen der ständigen Erdbebengefahr, eine große Ausdehnung. Die Stadt leidet wegen der bis zu 1,3 Millionen Verkehrsteilnehmen im Großraum von San Jose am täglichen Verkehrsinfarkt. Trotzdem sind die Autofahrer ziemlich rücksichtsvoll unterwegs. An einem Taxistand kann man aber sehen, dass die auch hier aktuell hohen Benzinpreise für die Cosa-Ricaner ein Problem sind. Dort schieben die Taxifahrer ihre Fahrzeuge in der Schlange weiter, während sie auf Fahrgäste warten. Und die fehlenden Einnahmen aus dem Tourismus sind auch nicht gerade eine Hilfe.

Gegen 16 Uhr komme ich wieder zurück zu unserem Hotel, in dem noch unser Gepäck deponiert ist. Kurz vor 17 Uhr holt uns hier der Flughafen-Shuttle ab. Die Fahrzeit beträgt auch aufgrund der abendlichen Rushhour und eines kleinen Unfalls auf dem Weg etwa eine Stunde. Der Flughafen ist relativ übersichtlich und der Check-In ist praktisch leer, als wir dort eintreffen. Auch die Passkontrolle geht sehr zügig. Im Gebäude herrscht wegen der Corona-Pandemie natürlich weiter Maskenzwang, die nur kurz für die Passkontrolle gelüftet wird. Auch die Kontrollen des Handgepäcks ist schnell erledigt, so bin ich nach kaum mehr als einer halben Stunde schon am Gate. Der Abflug ist für 20:50 Uhr geplant, verzögert sich dann aber noch ein bisschen. Mit einer geplanten Flugzeit von knapp 11,5 Stunden, kommt es darauf aber nicht an. Wir landen mit nur ein paar Minuten Verspätung in Frankfurt. Es dauert zwar ein bisschen, bis unser Gepäck kommt, aber aufgrund der Tatsache, dass der Flughafen sonst so leer ist, wie ich ihn eigentlich noch nie gesehen habe, geht es insgesamt schnell. Vielleicht ist die Leere noch eine Folge der Warnstreiks des Sicherheitspersonals an den letzten Tagen. Die Bahnverbindung, die ich mir eigentlich im Vorfeld ausgesucht hatte, scheint aus dem heutigen Fahrplan verschwunden, und auch die Alternative hat ein bisschen Verspätung. So entscheide ich mich noch für eine Dritte Variante. Unterm Strich bin ich damit nur fünf Minuten später als mit meiner Ursprungsvariante am Heimatbahnhof. Die Bahn hat mich auf dem Hinweg ein bisschen hängen lassen, und auf dem Rückweg verlief es auch nicht so ganz wie geplant, aber insbesondere auf der heutigen Rückreise ist die Verspätung zu vernachlässigen. Wäre ich mit dem Auto unterwegs gewesen, wäre eine solche Verspätung nicht mal eine Erwähnung wert gewesen. Vielleicht ist das Anspruchsverhalten nur ein ganz anderes. Und wenn ich ehrlich bin, bin ich vor allem mal froh, endlich mal meine Maske abnehmen zu dürfen, die ich mal von den Mahlzeiten im Flugzeug, oder keinen Trinkpausen im Zug seit rund 20 Stunden an den Ohren hängen habe.